BGF – Das Gesundheitsforum 2019

Auch 2019 kamen mehr als 800 Experten aus dem Gesundheitswesen nach München zum BGF – Das Gesundheitsforum. Bei „Management trifft Politik“ wurden in vier Roundtable-Runden Themen wie Digitalisierung, Zukunft der Pflege, die Finanzierung der Notfallversorgung sowie der große Bereich der Digitalisierung intensiv mit den Vertretern aus Politik und Verbänden diskutiert.

Im zweiten Block „Management trifft Management“ ging es um die Arzneimittelversorgung, Pflege und Homecare, Innovationen und Disruption im Gesundheitswesen und das betriebliche Gesundheitsmanagement. Am Freitagabend und am Samstagvormittag diskutierten die Experten in zwölf Panels. Ein großer Schwerpunkt war dabei die Digitalisierung, die das Gesundheitswesen vor erhebliche Herausforderungen stellt und immense Chancen für alle Beteiligten bieten kann.

Beim Kongress konnten wieder zahlreiche Netzwerke geknüpft und Lösungsansätze für die Herausforderungen der nächsten Jahre erarbeitet werden. In unseren Expertenstimmen finden Sie zahlreiche dieser Diskussionspunkte wieder.

Prospekt herunterladen

Expertenstimmen:

Bernd Altpeter
Sind die größten Blockierer der Digitalisierung die Ärzte?

 

Rudi Bauer
Fachkräftemangel: den Gesundheitsbereich trifft es besonders hart

Dr. Dr. Hans-Jürgen Bickmann
Welche Rolle spielt die EPA bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens?

Leandro Burnes, Allm EMEA GmbH, Co-Founder
Time is brain: digitale Kommunikationslösungen in der Schlaganfallbehandlung

Mark Düsener, Telekom Healthcare Solution, Senior Vice-President Strategy, Portfolio, Transformation
Wohin bewegt sich die Telemedizin?

Marc Eichborn, Bitmarck-Unternehmensgruppe, CDO
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist im vollem Gange

Horst Geiser, Securiton GmbH, Alarmund Sicherheitssysteme, Geschäftsführer
Das Internet kommt ans Patientenbett!

Martin Göhl, MSD SHARP & DOHME GMBH, Senior Manager Versorgungsprogramme & Kooperationen
MSD Gesundheitspreis: Durch Wettbewerb Innovationen schaffen

Florian Hochhaus, CCW GmbH & Co. KG, Geschäftsführer
Beyond the pill: Den Patienten im Fokus

Prof. Dr. Siegfried Jedamzik, Bayerische TelemedAllianz (BTA), Geschäftsführer
Es wird Zeit, dass die ePA kommt!

Dr. Susanna Johna, Vorstand Marburger Bund Bundesverband, Vorstand Bundesärztekammer
Notfallversorgung: Marburger Bund und Kassenärztliche Bundesvereinigung gehen gemeinsame Wege

Stefan Jung, PHOENIX Pharmahandel GmbH & Co. KG, Head of Corporate Pharma Services & Sourcing
Mit Pharmaservices Lösungen für die Pharmaindustrie realisieren

Markus Knollhuber, Deutsche Bank AG, Direktor Heilberufe
Heilberufe-Plattform soll Medizinern bei der Digitalisierung unterstützen

Patrick Loechle, Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG, Leitung Produktmanagement
BGM muss mehr vom Menschen gedacht werden!

Ekkehard Mittelstaedt, CompuGroup Medical Deutschland AG, Business Development Manager
Ist es möglich mit der elektronischen Patientenakte die Patientenversorgung zu verbessern?

Matthias Mögel, Mögel Medizintechnik Management GmbH, Geschäftsführer
Medizintechnik 2.0: Erfolgsfaktoren bei der Beschaffung

Claus Moldenhauer, CMN CommunicationManagement-Networking, Inhaber
Telemonitoring-Programme für chronisch Kranke stecken noch immer in den Kinderschuhen

Till Osswald, Director Healthcare, Microsoft Deutschland
Welche Rolle spielt Microsoft im Gesundheitswesen?

Dr. Thomas Schang, Agentur deutscher Arztnetze e.V., Vorsitzender
Löst die Telemedizin alle Probleme?

Bernhard Schindler, Profession Fit, Geschäftsführender Gesellschafter
Warum funktioniert BGM wie bisher nicht mehr in Deutschland?

Dr. Silke Scholz, m.Doc GmbH, Syndikusrechtsanwältin
Die DSGVO ist keine Innovationsbremse in der Patientenversorgung

Dr. Roman Skoblo, Institut für Laboratoriumsmedizin Berlin (IFLB), Geschäftsführer
Künstliche Intelligenz wird die Laboratoriumsmedizin revolutionieren

Jonas Sperling, Head of Data Science, Medulife GmbH
Künstliche Intelligenz wird die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben

Michael Waldbrenner, Deutsche Telekom Clinical Solutions GmbH Geschäftsführer
IT-Personalausstattung der Kliniken hemmt die Digitalisierung deutscher Kliniken

Dr. Thomas Wüstefeld, sanPharma GmbH, Geschäftsführer
BGF 2019 Expertenstimmen: Dr. Thomas Wüstefeld

Experteninterviews:

Warum tut sich das Gesundheitswesen bei der Digitalisierung so schwer?
Interview mit Bernd Altpeter, CEO, Deutsches Institut für Telemedizin und Gesundheitsförderung beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Ist es richtig, dass die Telematik-Infrastruktur die Prämisse für eine weitere Digitalisierung ist?

Antwort: Meines Erachtens ist es nicht korrekt. Der Markt konnte nicht darauf warten, dass es irgendwann einmal eine einheitliche Infrastruktur gibt. Zumal es bereits zahlreiche Standards wie z. B. HL7V3
DICOM; xDT; EDIFACT, CDA gibt. Heute existieren schon zahlreiche sichere System im Markt. Die neue Infrastruktur wirft erst einmal einige Fragen auf. Anbieter hoffen, dass sie nicht wieder ein Rückschritt in der Digitalisierung wird.


Frage: Sind die Ärzte die größten Blockierer der Digitalisierung? 

Antwort: Das kann ich nicht bestätigen. Die Ärzte werden alleingelassen. Auf sie prasseln täglich neue Lösungen ein – davon sind die wenigsten evidenzbasiert. Ferner sind sie nicht in die bestehenden Systeme zu integrieren. Der Arzt kann sich in der Praxis nicht noch mit dem Handling unterschiedlichster Technologien befassen. Er sollte sich auf den Patienten konzentrieren können. 


Frage: Warum tun wir uns in Deutschland mit der Digitalisierung des Gesundheitssystems so schwer?


Antwort: Meines Erachtens gibt es drei Gründe, die die wesentlichen Bremsen sind: Erstens versuchen wir, alles bis in das kleinste Detail zu regulieren und zu standardisieren. Das dauert unendlich lange und gelingt zum Schluss doch nicht. Dadurch laufen wir dem Markt ständig hinterher, denn die Digitalisierung ist ein hochdynamischer Prozess mit astronomischen Investitionen. Das ist Speedboot-Geschwindigkeit. Zweitens haben wir keinen Plan zur Qualitätssicherung. Es gibt weder ein Konzept zur Bewertung noch zur Zulassung von digitalen Lösungen. Daher wird alles auf den Markt geworfen, was möglich ist. Drittens ist der Wettbewerb im GKV eine Bremse der Digitalisierung. Durch den Drang zur Differenzierung schaffen es die meisten Anbieter nicht, digitale Lösungen zu skalieren. Und ohne Skalierung gibt es keine funktionsfähigen Geschäftsmodelle. Dadurch sterben die meisten Start-ups direkt nach der Beendigung von staatlich geförderten Pilotprogrammen. 
 

Engpässe in der Versorgung mit Impfstoffen: Und was macht die Pharmaindustrie?
Interview mit Dr. Dr. Hans-Jürgen Bickmann, Vorsitzender des Ausschusses Telematik Ärztekammer Westfalen-Lippe beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Welches sind die größten Herausforderungen des AMNOG (Arzneimitttelneuordnungsgesetzes) für die pharmazeutische Industrie?
Antwort: Es gibt eine Reihe von Aspekten, die im Hinblick auf den AMNNOG-Prozess kritisch betrachtet werden können und zu denen weiterer Regelungsbedarf besteht. Eine der größeren Herausforderung stellt sicherlich das Thema „Governance“ im Hinblick auf den GKV-SV dar. Damit ist gemeint, dass der GKV-SV den AMNOG-Prozess dominiert und es deshalb keine klare Trennung von medizinisch-wissenschaftlicher Bewertung und nachgelagerten Erstattungsbetragsverhandlungen gibt. Konkret bedeutet das, dass der GKV-SV im G-BA 50 Prozent des Anteils der stimmberechtigten „Bänke“ hat. Er ist dort zunächst maßgeblich in die Definition der konkreten Vorgaben für die frühe Nutzenbewertung involviert (zweckmäßige Vergleichstherapie, Subgruppen u. a.). Im nächsten Schritt entscheidet der GKV-SV als Teil des G-BA über das Nutzenbewertungsergebnis. Anschließend führt er die Erstattungsbetragsverhandlungen mit dem pharmazeutischen Unternehmer. Das führt dazu, dass die frühe Nutzenbewertung in der Praxis oft von ökonomischen Gesichtspunkten überlagert ist, statt allein eine wissenschaftliche Arzneimittelbewertung nach den Standards der evidenzbasierten Medizin zu sein, wie vom Gesetzgeber intendiert. Aus diesem Grund sollte es eine klarere Trennung von Bewertung und Erstattungsbetragsverhandlung im AMNOG-Verfahren geben. 
Eine weitere Herausforderung stellt die fehlende Verbindlichkeit der G-BA-Beratungen dar. So wird dem pharmazeutischen Unternehmer zwar empfohlen, sich möglichst früh vor Planung der klinischen Phase-III-Studien bezüglich u. a. der zweckmäßigen Vergleichstherapie (ZVT) und des Studiendesigns beraten zu lassen, um die Anforderungen des G-BA dahingehend einbauen zu können. Da vom Zeitpunkt der Planung der Phase-III-Studien bis zur Zulassung jedoch in der Regel mindestens drei bis vier Jahre liegen, führt das häufig dazu, dass der G-BA die ZVT in der Zwischenzeit ändert. Im Ergebnis können dann speziell für die deutsche Nutzenbewertung geplante Studien und damit Investments von mehreren Millionen Euro nicht mehr herangezogen werden. Aus diesem Grund sollte eine stärkere Verbindlichkeit der G-BA Beratungen herbeigeführt und Übergangslösungen für eben solche Fälle geschaffen werden, in der der G-BA zwischen Beratung und Zulassung seine Position bezüglich z. B. ZVT oder Studiendesign ändert.

Frage: Die aktuelle Grippesaison ist gerade beendet und erneut ist es zu Problemen gekommen. Worauf lassen die sich zurückführen? Sind die Hersteller nicht in der Lage, ausreichend Impfstoff herzustellen?
Antwort: In diesem Kontext müssen zwei Aspekte voneinander unterschieden werden. 
In der gerade vergangenen Grippesaison haben die Versorgungsmodelle der Krankenkassen dazu geführt, dass Impfstoffe nicht in ausreichender Menge für den deutschen Markt produziert wurden. Dies lag daran, dass die Krankenkassen die Verordnung von Impfstoffen auf bestimmte Anbieter gelenkt haben. Dadurch sahen sich die übrigen Hersteller gezwungen, nur so viel Impfstoff für Deutschland zu planen, wie voraussichtlich abgesetzt werden konnte. Kein Unternehmen wird Impfstoffe produzieren, um sie hinterher zu vernichten. Denn die Haltbarkeit ist bei Impfstoffen begrenzt. 
Im Winter 2017/18 stand genügend Grippeimpfstoff zur Verfügung. Allerdings waren die Grippeimpfstoffe mit der breiteren Abdeckung der Viren von der Regelversorgung weitestgehend ausgeschlossen. Dies hat zu erhöhten Fallzahlen und Todesfällen geführt. Deshalb ist es wichtig, dass neue, innovative Impfstoffe der Bevölkerung frühzeitig zugänglich sind. 

Frage: Weltweit steigt die Nachfrage nach Impfstoffen. Dennoch produzieren nur wenige Unternehmen Impfstoffe. Welche Gründe sehen Sie hierfür?
Antwort: In der jüngeren Vergangenheit ist weltweit eine Konzentration auf einige wenige Impfstoffhersteller zu beobachten. Gleichzeitig sieht die WHO im Impfen einen bedeutsamen und kosteneffektiven Weg für die Gesundheitsversorgung der Menschen. Daher ist es notwendig, dass dem steigenden Bedarf an Impfstoffen durch den Ausbau der Produktionskapazitäten und die Erforschung neuer Impfstoffe Rechnung getragen wird. Zugleich beschränken die gesetzlichen Kostendämpfungsmaßnahmen die finanziellen Spielräume der Impfstoffhersteller. Die werden jedoch dringend benötigt, um in neue Produktionsanlagen, den Erhalt bestehender Anlagen und die Entwicklung neuer Impfstoffe zu investieren. Der Impfstoffmarkt muss für die Hersteller wieder attraktiver werden, damit mehr Firmen sich entscheiden, in die Impfstoffherstellung und -forschung zu investieren. Dafür benötigen die Impfstoffhersteller verlässliche, faire Rahmenbedingungen. 
 

Beim Schlaganfall zählt jede Minute: Mit einer Kommunikations-App will Allm die Versorgungsqualität verbessern.
Interview mit Leandro Burnes, Co-Founder, Allm EMEA GmbH beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Herr Burnes, vor welchen Herausforderungen steht das deutsche Gesundheitswesen?
Antwort: Das deutsche Gesundheitswesen muss Antworten auf die demografischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft finden. Die Bevölkerung wird immer älter, chronische Erkrankungen und Multimorbidität nehmen zu. Gleichzeitig leiden aber zunehmend jüngere Menschen an typischen Alterskrankheiten, etwa Schlaganfall oder Herzinfarkt. Der Pflege- und Versorgungsbedarf wird unweigerlich steigen. Kliniken und Krankenhäuser kämpfen mit Personalmangel, Kostendruck und Sparmaßnahmen. Vor diesem Hintergrund kommen auf Deutschland große wirtschaftliche und gesellschaftliche Belastungen zu. Diesen Herausforderungen müssen wir mit smarten, digitalen Lösungen begegnen.

Frage: Eine dieser digitalen Lösungen ist Ihre Kommunikations-App Join für den Einsatz bei Schlaganfällen. Welchen Nutzen sehen Sie für die Patienten und die Mediziner?
Antwort: Eine schnelle und effiziente Kommunikation kann gerade in zeitkritischen,lebensbedrohlichen Situationen genau die Sekunden gewinnen, die für die erfolgreiche Behandlung des Patienten notwendig sind. Diese Erfahrung musste ich persönlich machen: Ich hatte einen Trauerfall in der Familie aufgrund mangelnder Möglichkeiten, einen Schlaganfall rechtzeitig zu behandeln. Genau da setzt unsere App an: Join unterstützt medizinische Fachkräfte, wenn schnell benötigte Informationen zeitnah von A nach B gelangen müssen, sei es als Text, Sprachnachricht oder Video-Chat. Mit Join lassen sich aber nicht nur Informationen und Meinungen austauschen. Über den integrierten DICOM-Viewer können Nutzer auch medizinische (Schnitt-)Bilder, etwa von CT oder MRT, anschauen, bearbeiten und teilen. Und das Beste: Medizinische Fachkräfte können Join in der Klinik bedenkenlos nutzen, denn die App ist sicher, zertifiziert und erfüllt geltende Datenschutzbestimmungen inklusive DS-GVO-Regelungen.

Frage: Wie können Einsatzszenarien für Join im klinischen Kontext aussehen? 
Antwort: Join ist vielseitig einsetzbar. Das beweisen die zahlreichen unterschiedlichen Projekte unserer Kunden. Ein Universitätsklinikum beispielsweise nutzt die App im Rahmen des Schlaganfall-Workflows. Die Abteilung für Organtransplantationen nutzt Join für die Kommunikation und Koordination zwischen den Behandlungsteams in einem komplexen und hochdifferenzierten Umfeld. Außerdem lernt der medizinische Nachwuchs mit Join das „Clinical Decision Making“: Anhand realer, anonymisierter Schnittbilder müssen die Studentinnen und Studenten Entscheidungen zur Behandlung treffen. Ein anderes Krankenhaus vernetzt sich via Join mit niedergelassenen Ärzten und nutzt die App als Zuweisungs-Tool.

Digitalisierung im Gesundheitswesen: Was muss für Krankenkassen und ihre Patienten vorangehen?
Interview mit Marc Eichborn, CDO, Bitmarck-Unternehmensgruppe beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Was macht für Sie Digitalisierung im Gesundheitswesen aus?
Antwort: Die Vorteile der Digitalisierung im Gesundheitswesen müssen in erster Linie den Versicherten und Patienten zugutekommen – und eine bessere, komfortable Betreuung ermöglichen. Als eines der prägnantesten Beispiele ist hier die weitestgehend papierlose Arztpraxis zu nennen. Angefangen bei der Terminvereinbarung per App über die elektronische Übermittlung von Dokumenten und Befunden bis hin zur Ausstellung einer E-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bzw. eines E-Rezepts wären viele Prozessschritte papierlos und ohne Wartezeiten möglich. Dies optimiert letztlich auch die Prozesse bei den Leistungserbringern. Digitalisierung im Gesundheitswesen ist aber noch viel weiter zu fassen und bedeutet die übergreifende und lückenlose Vernetzung der Leistungserbringer mit den Krankenkassen. 

Frage: Was davon ist heute schon Realität?
Antwort: Die elektronische Gesundheitsakte (eGA) bietet bereits heute die Möglichkeit, Dokumente und Befunde von Arztbehandlungen mitzunehmen und mit weiteren Leistungserbringern auszutauschen. Speziell Doppelbehandlungen können auf diese Weise verringert werden, auch hat der Nutzer seine Dokumente nun immer digital bei sich, was nicht nur in Notfällen ein weiteres wichtiges Kriterium ist. Des Weiteren sind hier die in den Apps verfügbaren Medikationspläne sowie die Anbindung von Fitness-Trackern wie der Apple Watch zu nennen. Letzteres ermöglicht u. a. die Auswertung von gesundheitsbewusstem Verhalten. Die Verfügbarkeit zusätzlicher Gesundheitsapps wie MySugar rundet das heutige Bild ab.

Frage: Inwieweit unterstützen die Online-Geschäftsstellen der Krankenkassen den Prozess der Digitalisierung?
Antwort: Online-Geschäftsstellen wie bitGo sind ein wichtiges Puzzlestück für die Krankenkassen auf dem Weg ins digitale Zeitalter. Funktionen wie Self Services, Erreichbarkeit rund um die Uhr oder auch die freie Wahl des Endgerätes tragen dem Wunsch der Kunden Rechnung – denn Versicherte wollen selbst entscheiden, wann, wo und auf welchem Weg sie ihre Krankenkasse kontaktieren. Fragebögen können auf diese Weise komplett digital ausgefüllt und abgeschickt werden. Die dahinterstehenden automatisierten Abläufe helfen der Krankenkasse zudem, Prozesseffizienzen zu heben und schneller agieren zu können.
 

Welchen Nutzen hat die Digitalisierung für den Patienten und wie schützen wir seine sensiblen Daten?
Interview mit Horst Geiser, Geschäftsführer, Securiton GmbH Alarm- und Sicherheitssysteme, beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum
 

Frage: Wie kann uns die Digitalisierung dabei helfen, im Gesundheitswesen Mehrwerte zu generieren?
Antwort: Prozesse und Abläufe können beschleunigt und sicherer werden. Bei den engen Personalkapazitäten wird es Potenzial für Entlastung geben, damit hat das Personal mehr Zeit für die Patienten. Unser Kommunikationssystem für den klassischen Schwesternruf und als Serviceplattform für den Patienten basiert auf einer Full-IP-Lösung, ist damit „state-oft-the-art“ und somit zukunftsfähig. Das System bietet eine „Einkabel-Lösung“ für die komplette Medienschiene, das bedeutet eindeutig eine Steigerung der Produktqualität sowie eine Reduktion der Montage- und Installationskosten.
 
Frage: Wie kommt die Digitalisierung dem Patienten zugute?

Antwort: Der Zugang zum Internet mit entsprechender Qualität wird zur Selbstverständlichkeit. Im Krankenhaus müssen Hot Spots für die Patienten, ja vielleicht sogar für die Besucher zur Verfügung stehen. Dazu kommt, dass jeder seine eigenen Geräte verwenden möchte. Es ist wichtig für die Betreiber, solche Dienste bieten zu können, dafür schaffen wir mit unserem Full-IP-System die Grundlage.
 
 
Frage: Wie können wir sicherstellen, dass diese zunehmende Vernetzung für alle Beteiligten auch sicher ist?
Antwort: Datenschutz und Datensicherheit sind wichtige Komponenten der Digitalisierung, die mit großer Sorgfalt und professionellen Konzepten den Schutz der Personendaten und die Funktion der Systeme sicherstellen müssen. Diese Systeme müssen permanent weiterentwickelt werden. Die Spezialisten, die diese Systeme pflegen, müssen ein erstklassiges Wissen zu diesen Themen haben und trotzdem muss das Insider-Risiko ausgeschlossen werden. Wir haben ein patentiertes Kryptografie-Verfahren, das solche Anforderungen erfüllt.
 

MSD hat einen Gesundheitspreis ins Leben gerufen. Was erhofft sich Ihr Unternehmen davon?
Interview mit Martin Göhl, Senior Manager Versorgungsprogramme und Kooperationen, MSD Sharp & Dohme GmbH, beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Wodurch zeichnet sich eine starke Patientenversorgung aus und welchen Fokus hat der MSD-Gesundheitspreis?
Antwort: Ich würde sagen dadurch, dass sie dem Patienten nützt. Genau aus dem Grund ist auch der MSD-Gesundheitspreis so wichtig, finde ich. Er triggert geradezu innovative Versorgungsprojekte und treibt ihre Weiterentwicklung und Implementierung voran! Tatsächlich ist unser Wettbewerb breit gefächert. Auf der Agenda stehen insbesondere strukturelle und prozessuale Innovationen sowie die Lösung von Versorgungsproblemen durch Digitalisierung bei großen Volkskrankheiten, aber auch seltenen Erkrankungen. Von Diabetes, Herz-Kreislauf- und onkologischen Erkrankungen, bis hin zur Prävention und zur Therapie von Infektionen.
 
Frage: Das bedeutet also, MSD fördert Innovationen nicht nur innerhalb des eigenen Unternehmens?
Antwort: Genau, mit dem MSD-Gesundheitspreis setzen wir Impulse, dass innovative Versorgungsprojekte, die die Versorgung in Deutschland voranbringen, weiter skalieren können. Unser Ziel ist es, als anerkannter Partner einen Beitrag zu leisten, um Versorgungsqualität und Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems weiter zu sichern. Dazu bilden wir Brücken zwischen den an der Versorgung Beteiligten und beteiligen uns aktiv über das Arzneimittel hinaus an Versorgungsprogrammen.
 

„Beyond the pill“ – Pharmaunternehmen müssen sich weiterentwickeln. Nur noch Medikamente herzustellen reicht heute für den Unternehmenserfolg nicht mehr aus.
Interview mit Florian Hochhaus, Geschäftsführer, CCW GmbH & Co. KG beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Was bedeutet für Sie „beyond the pill“?
Antwort: Wie der Begriff eigentlich schon sagt: ein neues Geschäftsfeld, das über den reinen Verkauf von Medikamenten hinausgeht. Für Pharmaunternehmen reicht es heute oft nicht mehr, ihren Umsatz allein über die Produktion von Arzneimitteln zu generieren. Vielmehr sind sie dahingehend gefordert, einen Mehrwert für ihre Abnehmer und Kunden zu schaffen – sich zu ganzheitlichen Gesundheitsexperten zu entwickeln. Die Herausforderungen für die Branche sind groß, die Erfahrung mit digitalen Kanälen in den Unternehmen aber oft noch recht klein. Um ihre Marktposition zu halten, müssen Pharmaunternehmen noch aktiver werden.


Frage: Wo sehen Sie hier Ansatzpunkte?
Antwort: In einer engen Zusammenarbeit mit Digitalexperten. Das „Online Health Marketing“ bietet zahlreiche unterschiedliche Felder mit riesigen Potenzialen. Die Kommunikation kann dabei sowohl B2C als auch B2B erfolgen – neben potenziellen Endkunden nutzen nämlich auch Ärzte und Entscheider zunehmend die Medien, um sich über relevante Gesundheitsthemen zu informieren. Online-Kanäle spielen in unserer digitalisierten Welt dabei natürlich eine besonders starke Rolle. Laut einer Studie von Valid Research stellt das Internet nach Arzt und Apotheker die relevanteste Quelle für Gesundheitsinformationen dar. Und das Interesse an leicht und flexibel zugänglichen Online-Quellen steigt!


Frage: Die großen Chancen liegen also im Online-Bereich?
Antwort: Natürlich ist meistens ein guter Mix aus klassischen und modernen, digitalen Kanälen die beste Grundlage für nachhaltigen Marketing-Erfolg. Gerade für die Pharma- und Gesundheitsbranche halten Online-Kanäle aber ungeahntes Potenzial bereit: Unternehmen müssen nicht den „Umweg“ über Arzt- und Apothekerempfehlungen gehen, um ihre Produkte an den Endkunden zu bringen. Stattdessen können sie über das Internet – auch über Social-Media-Kanäle – direkt mit den Endkunden in Kontakt treten und kommunizieren. An dieser Stelle gilt es, Mehrwert zu generieren, z. B. über zusätzliche Informationsangebote zu Gesundheitsthemen, die für den Endkunden relevant sind, sein Interesse wecken und auf seine Bedürfnisse eingehen. Modernes Gesundheits- und Pharmamarketing heißt, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen, während das Produkt in den Hintergrund rückt: „Patient Centricity“ statt „Product Centricity“. Nur wenn Pharmaunternehmen dem Kunden „beyond the pill“ einen Mehrwert bieten, können Unternehmen langfristig ihre Marke stärken, Bestandskunden binden und Neukunden generieren.
 

Mit dem digitalen Entlassmanagement in das Thema „Smart Hospital“ einsteigen. Wie ist das möglich?
Interview mit Prof. Dr. Siegfried Jedamzik, Geschäftsführer, Bayrische TelemedAllianz (BTA) beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Was ist der größte Vorteil, den das digitale Enlassmanagement für ein Krankenhaus und für das Gesundheitswesen insgesamt – dabei insbesondere für den Patienten – mit sich bringt?

Antwort: Das digitale Entlassmanagement kann als digital unterstützende, intelligent arbeitende Steuerungseinheit verstanden werden. Es hat nicht nur innerhalb eines Krankenhauses seine Funktion, sondern orientiert sich am Patienten selbst. Deshalb ist das digitale Entlassmanagement als sektorenübergreifender Ansatz zu verstehen. Es wird eine enge Kooperation mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie mit anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens aufgebaut. Auf diese Weise kann eine einheitliche Wissens- und Informationsbasis für alle an der Behandlung des Patienten beteiligten Personen und Institutionen geschaffen werden. 


Frage: Das digitale Entlassmanagement ist ein erster wesentlicher Schritt auf dem Weg eines Krankenhauses hin zu einem „Smart Hospital“. Welche weiteren positiven Effekte können durch eine solche Transformation entstehen? 

Antwort: In einem „Smart Hospital“ werden alle Kräfte, die es in der Pflege und unter Ärztinnen und Ärzten gibt, so gut wie möglich gebündelt. Dabei sollen die eingeführten digitalen Prozesse dazu dienen, alle von bürokratischen und zeitintensiven Schreibarbeiten und Dokumentationstätigkeiten weitgehend zu entlasten. Somit können sie sich wieder vorrangig ihrem ursprünglichen Aufgabenfeld widmen – der Behandlung und Betreuung der Patienten. Letztendlich wird so ein Kulturwandel im Krankenhaussystem erreicht. Davon profitieren zum einen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zum anderen wird der Service für die Patienten optimiert. 


Frage: Welche Voraussetzung muss Ihrer Meinung nach unbedingt erfüllt sein, damit Modelle, wie z. B. das „Smart Hospital“, zum Erfolg werden können? 
Antwort: Vor allem ist es wichtig zu erkennen, dass Krankenhäuser nur dann einen Mehrwert durch eine neue technische und digitale Infrastruktur haben, wenn darüber in einer homogenen Sprache kommuniziert wird. Folglich sind einheitliche Standards sowohl innerhalb von Krankenhäusern als auch einrichtungsübergreifend unabdingbar. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von semantischer Interoperabilität als Voraussetzung für den erfolgreichen Austausch von Daten und Informationen.
 

Verbesserungen in der Notfallversorgung? Marburger Bund und Kassenärztliche Bundesvereinigung möchten in der Notfallversorgung gemeinsame Sache machen. 
Interview mit Dr. Susanne Johna, Vorstand, Marburger Bund und Bundesärztekammer beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Warum beschäftigen Sie sich mit der Neuordnung der ambulanten Notfallversorgung?
Antwort: Mehr als 20 Mio. Notfallpatienten werden pro Jahr in deutschen Krankenhäusern versorgt. Diese Zahl steigt um etwa 5 Prozent jährlich, was zu teils untragbaren Zuständen in den Notaufnahmen und zu täglichen Überlastungen des dort tätigen ärztlichen und pflegerischen Personals führt. Etwa die Hälfte der Notfallpatienten bleibt ambulant und es ist unstrittig, dass der überwiegende Anteil auch von niedergelassenen Kollegen behandelt werden könnte. Die meisten dieser Patienten suchen das Krankenhaus zu den regulären Sprechstundenzeiten auf, sodass es sich hier in weitem Umfang um ein Verteilungsproblem handelt.
Ziel muss es sein, die Notaufnahmen in den Krankenhäusern so zu entlasten, dass die dort tätigen Ärztinnen und Ärzte sich um die Patienten kümmern können, die auch wirklich eine Behandlung durch das Krankenhaus benötigen.

Frage: Warum haben sich der Marburger Bund und die Kassenärztliche Bundesvereinigung zusammengetan, um diese Probleme zu lösen?
Antwort: Der Gesetzgeber hat in den zurückliegenden Jahren auf die problematische Entwicklung im Bereich der Notfallversorgung bereits reagiert. Die KVen wurden aufgefordert, im Rahmen ihres Sicherstellungsauftrags für die ambulante Versorgung Notdienstpraxen in oder an zugelassenen Krankenhäusern einzurichten. Diese Maßnahmen haben allerdings bislang nicht zu einer durchgreifenden Verbesserung der Lage geführt, da die Bereiche unzureichend verknüpft sind. Es muss eine gemeinsame medizini¬sche Anlaufstelle geben, an der nach Ersteinschätzung der Patienten zu der entsprechenden Versorgungsebene weitergeleitet wird.
MB und KBV sind sich einig, dass die Ausgestaltung der Zusammenarbeit von stationärem und ambulantem Sektor nicht der Politik überlassen werden darf. Wir setzen mit dieser Zusammen¬arbeit im Bereich der Notfallversorgung ein Signal: Krankenhaus- und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sind bereit, bei diesem sensiblen Thema der Versorgung ein gemeinsames Konzept im Sinne der Ärzte und der Patienten zu entwickeln. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik dies auf¬nimmt und berücksichtigt.

Frage: Welche Maßnahmen schlagen Sie gemeinsam vor?
Antwort: Notdienstpraxis und Notaufnahme dürfen nicht einfach nur nebeneinander am gleichen Ort exis¬tieren, sondern müssen personell und digital miteinander verknüpft werden, um eine patienten¬gerechte Versorgung zu erreichen. Die Anforderungen an die Strukturqualität sind unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten klar zu definieren. Es bedarf eindeutiger Mindest¬anforderungen an die technische Ausstattung und an die Personalbesetzung auf allen Ebenen der Notfallversorgung. Auch Spitzenbelastungen im Patientenaufkommen müssen adäquat bewältigt werden können, um nicht zu einer Patientengefährdung zu führen.
Durch Integration der Strukturen entsteht für den Patienten eine Behandlung aus einer Hand. Doppelte Inanspruchnahmen können vermieden und personelle Ressourcen für die Gesamt¬versorgung gehoben werden. Gleichzeitig ist die Notfallversorgung gerecht zu verteilen, damit nicht nur ein kleinerer Teil der Ärztinnen und Ärzte die Arbeitslast trägt, die für viele Schultern vorgesehen ist.
Die Dokumentation der Behandlungsabläufe soll perspektivisch in einem einheitlichen, durch beide Sektoren genutzten EDV-System erfolgen. So könnte in einem überschaubaren Bereich und bei entsprechend rechtlicher, auch haftungsrechtlicher Absicherung eine sektorenübergreifende Versorgung etabliert und ihre Wirkung evaluiert werden.
Durch die Kombination eines Systems aus standardisierter Ersteinschätzung und Vernetzung von Bereitschaftsdienst- und Rettungsdienstnummern können Patienten in die für sie geeignete Versorgungsform geleitet werden. Die Einbeziehung des Rettungsdienstes ist dabei ein wesent¬licher Faktor für das Gelingen einer integrativen Notfallversorgung. Zusätzlich muss das Angebot des vertragsärztlichen Bereitschaftsdienstes den heutigen Versorgungserfordernissen und -realitäten stärker angepasst werden. Die Rufnummer 116 117 muss nicht nur bekannter werden, wichtig ist auch eine durchgängige Erreichbarkeit, und nicht allein in den sprechstunden¬freien Zeiten der Praxen: Gleiches gilt für die Möglichkeit der zeitlichen Ausdehnung des ärztli¬chen Bereitschaftsdienstes, damit die gemeinsamen medizinischen Anlaufstellen am Krankenhaus auch möglichst rund um die Uhr besetzt werden können.
 

Digitale Transformation: Phoenix – vom Pharmagroßhändler zum integrierten Gesundheitsdienstleister
Interview mit Stefan Jung, Head of Coporate Pharma Services & Sourcing, Phoenix Pharmahandel GmbH & Co. KG beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: PHOENIX ist als größter deutscher Pharmagroßhändler bekannt, Sie haben als Head of Corporate Pharma Services & Sourcing eine europäische Funktion – was kann man sich unter „Pharma Services“ vorstellen?
Antwort: Auch wenn der Pharmagroßhandel unser Kerngeschäft ist und bleibt – die PHOENIX group hat sich in den vergangenen fünf Jahren zu einem integrierten europäischen Gesundheitsdienstleister entwickelt. Integriert, da wir mit Pharmalogistik, Großhandel und Apotheken alle Bereiche der Lieferkette abdecken. Im Bereich „Pharma Services“ sind Mehrwert-Dienstleistungen für die Industrie zusammengefasst. Lösungen wie Business Intelligence mit Marktdaten aus ganz Europa oder Patient Services mit Adhärenz-Programmen in der Apotheke. Somit profitieren Patienten in ganz Europa nicht nur von unserer sicheren Belieferung von Apotheken, sondern auch von wichtigen Informationen, die sie dank uns über Apotheken erhalten.

Frage: Aber reicht es denn, Logistikpartner von Apotheken zu sein, um komplexe Adhärenz-Kampagnen durchführen zu können?
Antwort: Nein, das würde nicht reichen. Aber wir sind nicht nur der Logistikpartner, der „box mover“ von Apotheken. Bei den eigenen 2.500 Apotheken, BENU in Zentraleuropa, Rowlands in UK, Apotek1 in Norwegen und HelpNet in Rumänien, ohnehin nicht, aber auch für über 13.500 Apotheken im „PHOENIX Pharmacy Partnership“-Verbund sind Kompetenzkampagnen, Weiterbildungen und eben auch komplexe Adhärenzprogramme bereits Alltag. Wir sind längst nicht mehr nur der Großhändler, sondern der beste integrierte Gesundheitsdienstleister in ganz Europa.

Frage: Ein anderes Angebot ist „Business Intelligence” – was bieten Sie von PHOENIX, was bekannte Marktteilnehmer wie IQvia und INSIGHT Health nicht schon seit Jahren im Portfolio haben?
Antwort: Mit unserer Aufstellung als Gesundheitsdienstleister in 27 europäischen Ländern wissen wir natürlich eine ganze Menge über den Markt – etwa die Lieferzahlen im Healthcare Logistics an Großhändler, unsere eigenen Verkaufszahlen im Großhandel und Daten, natürlich anonymisiert, von Verkäufen in Apotheken. Aber wir sehen unser Angebot nicht als Konkurrenz zu den vorhandenen Anbietern, wir bedienen die „Nischen“, also sehr schnelle und sehr detaillierte Antworten auf konkrete Fragen aus der Industrie etwa zu Produkt-Neueinführungen oder zur Analyse von Patientenpotenzialen in bestimmten Regionen. Was uns aber deutlich von den reinen „Datenlieferanten“ unterscheidet: Wir bieten nicht nur Daten, sondern unmittelbare Lösungsansätze, um schwache Zahlen zu verbessern. Die reine (Er-)Kenntnis von Schwachstellen ist ja für unsere Industriepartner nur die halbe Miete.

Einzelpraxis – ein Auslaufmodell in der ärztlichen Versorgung?
Interview mit Markus Knollhuber, Direktor Heilberufe, Deutsche Bank AG beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Wie sehen Sie die Entwicklung des Gesundheitsmarktes in Deutschland?
Antwort: Der Gesundheitsmarkt wird immer in Bewegung bleiben. Wir spüren, dass Trends sich verfestigen und die Entwicklungen immer schneller auf uns zukommen. Gleichzeitig erkennen wir eine spürbare Zunahme der Komplexität in den Praxen. Hierfür müssen praktikable Lösungen angeboten werden. Die größten Herausforderungen sind der Generationenwechsel in den Praxen mit einer steigenden Feminisierung. 2024 wird es mit 51 Prozent erstmals mehr weibliche Mediziner geben. Mit natürlich anderen Biografien und daraus resultierenden Herausforderungen an den Arbeitsalltag als ihre männlichen Kollegen. Hinzu 
kommen die zunehmende Digitalisierung, Professionalisierung und Regulierung in den Praxen sowie gestiegene Patientensprüche. Eine Antwort auf viele dieser Themen kann der bereits einsetzende Kooperationstrend sein.
 
Frage: Sie sprachen unter anderem davon, dass sich eine Entwicklung hin zu größeren Praxiseinheiten abzeichnet. Gleichzeitig wird zum Thema MVZ derzeit nicht nur in den Anhörungen zum TSVG im Bundestag heiß diskutiert. Wie ordnen Sie die Diskussion ein?
Antwort: Neutral, denn es kommt mit Sicherheit auf den Blickwinkel und den Anspruch und die Bedürfnisse der einzelnen Marktteilnehmer an. Am wichtigsten erscheint mir aber eine ordentliche und gute Patientenversorgung.

Frage: Viele Praxisinhaber stehen derzeit vor schwierigen, weil existenziellen Entscheidungen. Hierzu zählt insbesondere die Vorbereitung der Praxisnachfolge. Wie unterstützen Sie Ärzte hierbei?
Antwort: Begleitend: Wir sensibilisieren Menschen, die Ihre Praxis oft selbst gegründet haben und daher meist keine Erfahrungen mit dem Thema Abgabe haben, insbesondere mit strategischen Gesprächen. Hier geht es oft um ganz obligatorische Fragen: Wie bereite ich die Praxis auf die Übergabe vor und was sind meine Vorstellungen und Ansprüche an meinen Nachfolger? Sind die Ziele und Pläne einmal klar formuliert, unterstützen wir nicht nur Finanzlösungen, sondern in vielen Fällen auch mit unserem großen Netzwerk zu weiteren Experten aus dem Gesundheitsmarkt oder auch potenziellen Nachfolgern selbst.

Healthy Employee Experience: Wohin geht der weg im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM)?
Interview mit Patrick Loechle, Leitung Produktmanagement, Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Was ist Betriebliches Gesundheitsmanagement für Sie? 
Antwort: Für mich ist das Wohlfühlen am Arbeitsplatz Primärziel Nummer 1. Mit diesem Ziel in der Tasche sind Unternehmen überhaupt nur in der Lage, heranwachsende Arbeitnehmergruppen aus der Generation Z für sich zu begeistern. Jede Generation bringt noch mehr Anspruch mit als die vorhergehende Generation. Das müssen alle Maßnahmen reflektieren, die sich in Richtung Arbeitsgesundheit und Arbeitsproduktivität widerspiegeln. BGM, als einer der wichtigsten Säulen dieser Mitarbeitermaßnahmen, messe ich eine ganz entscheidende Bedeutung zu. Im Zuge der sich dynamisierenden Welt heißt das für das Betriebliche Gesundheitsmanagement, dass es aus alten Rastern ausbrechen muss und holistisch betrachten werden muss.

Frage: Was bedeutet denn holistische BGM-Betrachtung? 
Antwort: Ganzheitlich im Sinne aller Perspektiven, aber vor allem aller Möglichkeiten. BGM ist an vielen Stellen immer noch alleinige Sache von Personalabteilungen. Das kann so nicht funktionieren, weil man dadurch eine Masse an Chancen vergibt. Wir wissen, dass 80 Prozent der Menschen auf ergonomisch falsch eingestellten Bürodrehstühlen sitzen. Bei knapp 10 Millionen Deutschen, die im Verwaltungsbereich sich mit Rückenschmerzen plagen, eine irre Zahl! Nun gibt es digitale Lösungen, die zum Haltungswechsel auf dem Stuhl anregen, Bewusstsein für gesundes Sitzen schaffen und natürlich als Prävention vor Rückenleiden helfen. Aber nur durch die Zusammenarbeit eines BGM-Teams mit anderen Disziplinen wie der IT oder unternehmensinternen Akademielösungen erschafft man dann die ganzheitliche „Healthy Employee Experience“.

Frage: Vor welchen Herausforderungen stehen die Unternehmen?
Antwort: In der New Economy gab es die „Feel Good Manager“. Sie waren dazu da, den Mitarbeitern jede Menge Spaß zu bescheren. Heute gibt es den gleichen Bedarf. Die Welt ist nur vielseitiger und ernster geworden. Jüngere Zielgruppen wachsen mit Work-Life-Balance auf. Für sie ist das nicht Mode, sondern Einstellung. Deshalb gilt es aus meiner Sicht, gut organisierte, agile Projekt-Teams aus BGM-fernen Abteilungen zu formen. Nur so kann man ganzheitlich den unterschiedlichen Bedürfnissituationen überhaupt gerecht werden. Und: Nur so können die Chancen der Megatrends wie Digitalisierung Einfluss auf die Gesundheit aller Mitarbeiter nehmen.

Einzelpraxis – ein Auslaufmodell in der ärztlichen Versorgung?
Interview mit Ekkehard Mittelstaedt, Business Development Manager, CompuGroup Medical Deutschland AG beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Welche Anforderungen muss eine elektronische Patientenakte heute erfüllen, um die Qualität der Versorgung bei verantwortungsvollem Ressourceneinsatz zu verbessern?
Antwort: Fall- und sektorenübergreifende Dokumentation und Kommunikation sind die Grundlagen für Qualität und verantwortungsvollen Ressourceneinsatz. Die Verfügbarkeit der erforderlichen Informationen, also komplexe Daten in den unterschiedlichsten Zusammenhängen in verwertbarer Form zugänglich zu haben, spielt bei der Koordination und Steuerung der Gesundheitsversorgung eine immer bedeutendere Rolle. Das Erfordernis der Informationsverfügbarkeit ist jedoch in einem Kontext zu realisieren, in dem die informationelle Selbstbestimmung der Bürger dem Anspruch auf bestmögliche gesundheitliche Versorgung nahezu gleichgestellt ist; ebenso wie die Erwartung, dass ein Missbrauch der Daten mit absoluter Sicherheit auszuschließen ist. Eine elektronische Patientenakte muss also die Verfügbarkeit der Informationen sicherstellen, wann immer der Bürger dies wünscht, und dabei den Missbrauch der Daten sicher verhindern. Das ganze Potenzial elektronischer Patientenakten wird aber erst dann ersichtlich, wenn die verschiedenen „Gesundheitswelten“, in denen wir uns je nach Lebenssituation bewegen, miteinander verbunden werden: Während beispielsweise ein Mittdreißiger mittels Wearables seine Vitaldaten überwacht, um sie dann mit seinem Arzt oder Physiotherapeuten zum Zwecke der Optimierung der Fitnessziele zu besprechen, retten die Informationen aus der telemedizinischen Überwachung des Herzinfarktrisikopatienten dessen Leben. Eine elektronische Patientenakte darf folglich nicht als statische Anwendung verstanden werden. Sie ist vielmehr ein lebenslanger Account, der patientengeführt die institutionelle Gesundheitsversorgung mit dem individuellen Gesundheitsmanagement der Bürger zusammenbringt. Und da die Patientenakte selbst sicherlich nicht die einzig geeignete Anwendung für sämtliche Lebenssituationen sein kann, muss sie offen für Lösungen Dritter sein. 

Frage: Offen für Lösungen Dritter – was ist damit genau gemeint und wie realisiert CGM LIFE diese Anforderung? 
Antwort: Offen für Lösungen Dritter heißt für die CompuGroup Medical offen für gute Ideen! Soll eine ePA ein Leben lang als Herzstück patientenorientierter vernetzter Versorgung funktionieren, muss sie sich veränderten Lebenssituationen und Bedürfnissen anpassen lassen – eine ePA muss Daten aus sehr unterschiedlichen Quellen und Zusammenhängen verfügbar machen; dies ist mit CGM LIFE heute schon möglich. Eine wesentliche Rolle spielt dabei, dass smarte Technologie auch in Gesundheitsfragen längst in den Alltag der Bürger Einzug gehalten hat. Von der Dokumentation sportlicher Aktivitäten bis hin zu konkreten therapeutischen Anwendungen kommen immer mehr Applikationen für Mobilgeräte zum Einsatz – und die Entwicklung medizinisch hochrelevanter digitaler Anwendungen schreitet rasch voran. Als Plattform ermöglicht CGM LIFE mit seinem Partner-Ready-Modell das verlässliche Zusammenspiel mit solchen Innovationen. Mittels eines umfangreichen und verständlichen Software Development Kit (SDK) ist es möglich, Anwendungen Dritter vollständig in das CGM-LIFE-Ökosystem zu integrieren – CGM LIFE interagiert verlässlich mit den unterschiedlichsten Partnerlösungen wie beispielsweise der Medikamenten-Erinnerungs-App „mediteo“. Dies gilt auch für gegebenenfalls bereits vorhandene Apps, Portale oder andere Entwicklungen von Krankenkassen. Damit ist Planungssicherheit und Investitionsschutz für Krankenkassen gegeben. 

Frage: Wenn aber nun Daten aus unterschiedlichsten Quellen verfügbar gemacht werden sollen, wie wird sichergestellt, dass die Daten auch gelesen und verstanden werden können? Wie wird also beispielsweise sichergestellt, dass Blutzuckerwerte gemessen in Milligramm pro Deziliter auch dann verwendet werden können, wenn das empfangene System diesen Wert in Millimol pro Liter benötigt? 
Antwort: CGM LIFE funktioniert mit einer leistungsfähigen Schnittstelle und frei verfügbaren Medizinischen Informationsobjekten (MIO). Die fall- und sektorenübergreifende Patientenakte ist mehr als lediglich ein Ablageort. Auf Grundlage der Telematikinfrastruktur hat sie vor allem der Kommunikation der am Versorgungsprozess beteiligten Akteure zu dienen. Kommunikation über Institutions- und Sektorengrenzen hinweg funktioniert, wenn Daten unterschiedlicher Herkunft von unterschiedlichen Beteiligten verstanden und interpretiert werden können. Die bloße Dokumentation von Daten beispielsweise im PDF-Format ermöglicht in diesem Sinne noch keine Kommunikation. CGM LIFE liegen frei verfügbare medizinische Informationsobjekte zugrunde. Daten werden immer so dokumentiert, dass die eindeutige Einordnung in den jeweiligen diagnostischen, therapeutischen oder pharmakologischen Sachverhalt möglich und eine automatische beziehungsweise maschinelle Verarbeitung (Dunkelverarbeitung) realisierbar ist. Mit strukturierten Daten und öffentlich verfügbaren medizinischen Informationsobjekten wird semantische Interoperabilität im Gesundheitswesen möglich. Interoperabilität hilft, den Informationsaustausch zu optimieren. Und um auf das Beispiel zurückzukommen: Angenommen, in der Hausarztpraxis werden Blutzuckerwerte in der Maßeinheit Milligramm pro Deziliter dokumentiert, im Krankenhausinformationssystem (KIS) des Krankenhauses, in das der Patient zur stationären Behandlung überwiesen wird, werden solche Angaben aber in Millimol pro Liter vermerkt, dann werden anhand hinterlegter MIO die Informationen aus der E-Patientenakte fehlerfrei in ihr jeweiliges System übermittelt. 

Integrierte Versorgungsprogramme: mit Digitalisierung den Erfolg der Programme noch weiter steigern.
Interview mit Claus Moldenhauer, Inhaber, CMN Communication-Management-Networking beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Warum stecken die Telemonitoring- Programme für chronisch Kranke immer noch in den Kinderschuhen?
Antwort: Jede Krankenkasse nimmt individuelle Wirksamkeitsmessungen der integrierten Versorgungsprogramme vor. Hierbei hat sich klar herausgestellt, dass die Kombination von Tele-Monitoring und strukturierter Schulungsmodule einen Erfolg verspricht. Klinken und Start-ups, die nicht über ein revolvierendes Qualitäts- und Optimierungssystem und IT- Strukturen verfügen, konnten bislang keine überzeugenden Resultate anbieten. Des Weiteren gilt: Kurzfristige Analysen der Kassen können keine Erfolge vorweisen. Ein Monitoring-Programm erwirtschaftet erst nach über eineinhalb Jahren einen positiven Deckungsbeitrag, da durch die Compliance-Erhöhung zunächst höhere Kosten entstehen. Hinzu kommt, dass aufgrund des MORBI-RSAs die Krankenkassen nur ungern untereinander erfolgreiche Programme austauschen.
 

Frage: Welche Programm-Ergebnisse konnte die SHL- Gruppe in den letzten Jahren darstellen? 
Antwort: In über zehn gesundheitsökonomischen Studien und über 20.000 gemessenen Patientenjahren wurde die Mortalität jeweils um 40 bis 60 Prozent in der Interventionsgruppe gesenkt. Für jedes Medikament wäre dies ein Blockbuster! Die Programme reduzierten nachweislich Krankenhauseinweisungen und stationäre Kosten sowie die Liegedauer. Bei über einem Drittel der chronisch kranken Patienten erhöhte sich die gemessene Lebensqualität. Die Kosteneinsparungen belaufen sich durchschnittlich auf 1.100 bis 2.000 EUR je Patientenjahr. 

Frage: Wie werden sich telemedizinische Versorgungsprogramme zukünftig verändern? 
Antwort: Versorgungsprogramme werden individuell auf das Risikoprofil des Patienten abgestimmt werden. Dabei werden intelligente Assistenzsysteme helfen, die richtige Therapiebegleitung für den Patienten zu wählen. Die Versorgungsprogramme werden digital. Das heißt, Übertragung von Vitaldaten, individualisierte Schulungen werden als Applikation für den Patienten bereitstehen. Die Leistungserbringer wie Hausärzte und Klinken werden zukünftig stärker im Rahmen des Austausches (z. B. Patientenakten) mit eingebunden. Der Patient bestimmt hierbei, wem er seine Daten zur Verfügung stellen möchte.

Verhindert die DSGVO Innovationen in der Digitalisierung der Patientenversorgung und der Kommunikation im Gesundheitswesen?
Interview mit Dr. Silke Scholz, Syndikusrechtsanwältin, m.Doc GmbH beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Ist die DSGVO eine Innovationsbremse in der Patientenversorgung 2020?
Antwort: Vor dem Datum des 25. Mai 2018 haben viele gezittert. Es war die Rede vom Schreckgespenst DSGVO. Dabei sollten durch diese europäische Verordnung die Rechte des einzelnen Unionsbürgers zum Schutz seiner persönlichen Daten gestärkt werden. Die DSGVO war eigentlich gegen Datensammler wie die Internetkonzerne Facebook und Google gerichtet. Die Auswüchse fanden sich aber auch in der Patientenversorgung, wenn z. B. Ärzte meinten, sie dürften ihre Patienten nur noch mit einer Nummer aufrufen. Im Gesundheitswesen sind die beteiligten Akteure schon vor der DSGVO umsichtig und sensibel mit Patientendaten umgegangen. Hier macht sich jetzt eher der erhöhte Dokumentationsaufwand bemerkbar.

Frage: Wie ist die DSGVO bei digitalen Gesundheitsplattformen umzusetzen? 
Antwort: Bei ganzheitlichen Gesundheitsplattformen ist auch ein ganzheitlicher Ansatz zur Umsetzung der Datenschutzbestimmungen erforderlich. Hierbei ist nicht nur die DSGVO für personenbezogene Daten umzusetzen, sondern auch das SGB I (Sozialgesetzbuch I) für Sozialdaten; nicht zu vergessen die ärztliche Verschwiegenheitspflicht nach StGB (Strafgesetzbuch). Die technischen und organisatorischen Maßnahmen mussten an die neuen Anforderungen angepasst werden. Auch entsprechende Auftragsverarbeitungsverträge mit Auftraggebern und Unterauftragnehmern waren abzuschließen. Bedeutsam ist auch die erhöhte Absicherung der Plattformen vor Angriffen von außen. Gerade die Datenhaltung auf Servern in der EU ist im Gesundheitsbereich wichtig. 

Frage: Was bedeutet Datenschutz für den Patienten bei digitalen Gesundheitslösungen wie Smart Clinic von m.Doc?
Antwort: Bei der Smart Clinic von m.Doc lädt sich der Patient vor seinem Klinikaufenthalt die App im Store herunter, die umfassende Datenschutzhinweise enthält. Bei Aufnahme in der Klinik kann er dem Krankenhaus seine Einwilligung zur Datennutzung erteilen – meist wird die Einwilligung noch auf Papier eingeholt. Dann scannt er z. B. mit seinem Handy einen QR-Code und kann sich mit einem Einmalpasswort anmelden (also 2-Faktor-Authentifizierung). Alternativ kann er aber auch digital einwilligen und sich selbst anlegen. In der App kann er jederzeit die Bestimmungen zum Umgang mit seinen Daten nach. Außerdem kann er in beiden Varianten jederzeit seine Einwilligung widerrufen. Die App ermöglicht einen elektronischen Datentransfer mit seiner Patientenakte in KIS, z. B. von CGM oder Telekom Healthcare. Damit hat er seine Stammdaten, aber auch Therapiepläne im Zugriff. Es werden aber keine Daten auf seinem Handy gespeichert. Die Daten werden in Deutschland gehostet, z. B. bei der Telekom in gesicherten zertifizierten Rechenzentren. Der Patient wird also von der Vorbereitung über den Aufenthalt in der Klinik bis zur Nachversorgung begleitet – inklusive transparenter Informationen zu seinen Daten. Damit ist er jederzeit Herr seiner Daten.

Künstliche Intelligenz wird für den entscheidenden Innovationssprung im Gesundheitswesen sorgen!
Interview mit Jonas Sperling, Head of Data Science, Medulife GmbH beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Was ist Künstliche Intelligenz?
Antwort: KI ist ein Stück Software, das aus großen Datenmengen Zusammenhänge ableitet und in einem definierten Kontext Gültigkeit erlangt. Jedes kleine Stück KI-Software ist Funktionalität, ihre Anwendung der Kontext. Über KI lassen sich Funktionalitäten abbilden, deren explizite Programmierung sehr teuer wäre. Beispiele für KI-Anwendungen sind kognitive Fähigkeiten: Dokumentenerkennung, Texterkennung, Bilderkennung; Text-zu Sprache-Verarbeitung und Mustererkennung. Diese Fähigkeiten beschleunigen die Entwicklung von Verfahren und reduzieren den Einsatz teurer bzw. eventuell gar nicht verfügbarer Humanressourcen.
 
Frage: Kann KI die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben?
Antwort: Eindeutig ja! KI ist kein „Trend“, der wieder verschwindet. KI hilft in zwei Stufen, Digitalisierung im Gesundheitswesen flächendeckend zur Anwendung zu bringen. In der ersten Stufe fungiert KI als Schnittstelle zwischen digitaler und realer Welt. So werden z. B. analoge Rezepte digitalisiert oder digitale Informationen durch künstliche Sprache analog verfügbar gemacht. Die zweite Stufe entwickelt sich parallel zur ersten. Aus digitaler Information wird auf höherer Aggregationsstufe neue Information gewonnen. Die Einbettung von Mustererkennung in einen Entscheidungsprozess ermöglicht so z. B. autonome Diagnosen. 
 
Frage: Wie setzt MEDULIFE KI ein?
Antwort: Ziel ist es, mit KI die medizinischen Ergebnisse auf unserer Plattform TeLiPro zu verbessern. Wir wenden KI an, um Informationslücken zu füllen und bekannte Zusammenhänge in die KI-Modelle zu integrieren. In Zukunft geschieht dies mit einem digitalen Abbild des Patienten, dessen modelliertes Verhalten mit beobachteten Daten angereichert wird. An den abstrakten Patientenbeschreibungen können wir lernen und experimentieren. Die Abstraktionen bilden die Basis von therapeutischen Informationsstützen und Entscheidungshilfen. Zudem fügen wir erstmals Gesundheitsdaten der Patienten mit Aktionen und Beratungsinhalten der Gesundheitscoaches zusammen. Damit untersuchen wir Handlungs- und Verhaltensmuster, beispielsweise können wir das Ernährungsverhalten nach der ersten Woche der Therapie mit den Blutzuckermessungen ein Jahr später in einen konkreten Bezug setzen. Mit diesem Bezug machen wir die Auswirkung einzelner Handlungen für den Patienten und Coach sichtbar, aber auch die Ergebnisqualität der Therapie als Ganzes.

Finanzausstattung und rechtliche Einschränkungen behindert die Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Interview mit Michael Waldbrenner, Geschäftsführer, Deutsche Telekom Clinical Solutions GmbH beim 17. BGF – Das Gesundheitsforum

Frage: Wo sehen Sie die größten Hemmnisse bei der Digitalisierung der deutschen Kliniken?
Antwort: Sicher ist hier an erster Stelle die mangelnde Kapitalausstattung zu nennen. Wenn man sich aus den oft zitierten USA oder den Nordics vergleichbare Budgets anschaut, so sind sie um ein Vielfaches höher. Ebenso ist bei uns, allgemein gesprochen, das legale Korsett viel enger und die KIS-Anbieter z. B. sind ständig am Umsetzen von neuen legalen Anforderungen. Da bleibt die allgemeine Digitalisierung etwas auf der Strecke.

Frage: Gibt es denn einen echten Nutzen der Digitalisierung für die Kliniken?
Antwort: Ja, natürlich, allein wenn man sich z. B. die Closed Loop Medication anschaut, also die lückenlose Doku und Verifikation der richtigen Medikamente für den richtigen Patienten zur richtigen Zeit. Immerhin geht man pro Jahr von 58.000 Toten durch falsche Medikamentengabe aus. Ebenso ist die Digitalisierung ja keine Insellösung, sondern idealerweise intersektoral vernetzt.

Frage: Wo sehen Sie die Trends in den kommenden Jahren?
Antwort: Sicher wird weiterhin mehr mobil gearbeitet. Vor allem, damit die Daten direkt dort erfasst werden können, wo Sie auch entstehen. Ebenso wird die IOT-Anbindung von Geräten in der Klinik weiter zunehmen. Hier sind viele Länder bereits wesentlich weiter.

BGM Newsletter

Sie möchten Hintergrundinformationen zu Themen erhalten, die die Branche bewegen? Sie möchten Impulse für Ihre eigene Arbeit erhalten? Dann sind Sie mit unserem Newsletter genau richtig bedient.
Einmal im Monat erstellen wir einen Newsletter mit Fachinformationen, Hintergründen und neuen Entwicklungen aus der Branche. Abonnieren Sie unseren Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Ja, ich will den BGM Newsletter und damit regelmäßig Fachinformationen zu Hintergründen und neuen Entwicklungen aus der Branche erhalten. Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen. Sollte ich irgendwann keinen Newsletter mehr erhalten wollen, melde ich mich hier ab, oder schreibe eine E-Mail an info@bgm.ag. Meine Einwilligung kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen.